Einen Bissen Heimat

29.09.2019

Als Willkommengeschenk an die Projektverantwortlichen habe ich aus Wien einen guten Räucherspeck, sowie zwei frische, selbstgemachte Marmeladen aus den feinsten Früchten vom Semmering mitgebracht. Der Speck ist sehr gut angekommen und war schnell verputzt, die Marmeladen waren aber fast etwas zu schade, um sie einfach auf ein Baguette zu schmieren und zwischendurch zu essen. Xaver und ich haben also überlegt wie wir sie am besten mit der Gemeinschaft genießen können. Es ist die Idee aufgekommen, dass wir an einem Abend gemeinsam kochen und als Nachspeise Palatschinken servieren, welche sich sicher hervorragend mit der Himbeer- und Heidelbeermarmelade verstehen würden. Gesagt, Getan. Wir haben alles vorbereitet, haben einen, zugegebenermaßen, sehr bröckeligen Teig aus Wasser, Milchpulver, Mehl und Eiern zubereitet und waren richtig motiviert schöne Palatschinken zu zaubern.

Wir haben zwei große Pfannen genommen, sie auf den Herd gestellt und mit ganz viel Margarine (es soll ja auch nach was schmecken) eingefettet. Die ersten zwei Palatschinken brutzelten in der Pfanne und waren schon bald bereit gewendet zu werden. Doch da trat auch schon das erste Problem auf, wir haben ganz vergessen einen Pfannenwender vorzubereiten und so begann die hektische Suche, die leider eher mäßig erfolgreich war. Schlussendlich mussten wir uns mit einem etwas abgeflachten Löffel und einer Gabel zufrieden geben.

Trotz dieses kleinen Rückschlags machten wir uns eifrig auf um die Palatschinken zu wenden, das war aber leider nicht so einfach wie wir uns das vorgestellt haben, die schönen Fladen klebten fest und ließen sich einfach nicht aus der Pfanne heben. Als wir es schließlich, mehr schlecht als recht schafften, waren beide Palatschinken schon etwas braun und verbrannt. Die Hauptspeise im Speisesaal neigte sich auch schon dem Ende zu und alle erwarteten unsere hoch angepriesenen Palatschinken. Kurz sahen

Da mittlerweile ja doch schon einige Zeit vergangen ist, seit ich in das ferne Land Kamerun aufgbrochen bin, möchte ich meine bisherigen Eindrücke und Erfahrungen ein bisschen Revue passieren lassen und mit diesem Blogeintrag zum Ausruck bringen. Um mich ein bisschen in Stimmung zu bringen und die Erinnerungen wiederaufleben zu lassen, habe ich, mein, mehr oder weniger regelmäßig geführtes, Tagebuch zur Hand genommen und darin gelesen. Erstaunlich an wieviele Dinge man sich gar nicht mehr so genau erinnern kann, das liegt aber auch einfach an der Fülle von spannenden Ereignissen, welche ich hier, jeden Tag, erleben darf. Außerdem war es sehr spannend zu sehen, wie sich meine Sichtweise auf einige Dinge schon verändert hat, beziehungsweise, wie sich viele Sorgen aus der Anfangszeit mittlerweile als Nichtigkeit herausgestellt haben. Nun aber zum eigentlichen Rückblick.

Die erste Zeit war schwerer als erwartet. Zugegebenermaßen hatte ich aber auch etwas utopische Vorstellungen, in dem ich mir gedacht habe, dass ich ganz ohne Heimweh und andere kulturelle Schwierigkeiten, nach spätestens einer Woche bestens eingelebt bin. Die Erkenntnis, dass es so einfach aber nicht laufen wird, und auch garnicht laufen kann, kam ziemlich schnell. Gerade aus dieser Zeit konnte ich aber sehr viel lernen und auch für meine Zukunft im Projekt sehr viel Kraft schöpfen. Außerdem sind die ganze Zeit so coole Dinge passiert, dass man garnicht lange traurig sein konnte. Als Beispiel hierfür möchte ich eine spontane Pick-Up Fahrt durch Ebolowa nennen. Eines Nachmittags wurden Xaver und ich nach unten, zum Eingang des Projekts gerufen. Anfangs hatten wir keinen blassen Schimmer um was es sich handeln würde und so gingen wir aufgeregt nach unten. Dort erwartete uns ein großes, schwarzes Auto, bestückt mit einem rasselnden Dieselgenerator im Kofferraum. Dieser versorgte zwei riesige Audio-Boxen mit Strom, welche auf dem Dach des Fahrzeugs, sporadisch mit Händen gehalten wurde, die aus den beiden Fenstern der Rückbank gestreckt wurden. Hätte ich sowas in Österreich gesehen, wäre mir die Kinnlade wohl heruntergeklappt, dadurch, dass aber in keinster Weise hinterfragt wurde ob die "Befestigung" denn halten würde, dachte ich mir ebenfalls nicht viel dabei. Mit lauter, scheppernder Musik fuhren wir also los, zuerst die Hauptstraße entlang, danach ebenfalls in die kleinen, engen und erdigen Seitenstraßen. Bei jedem Schlagloch dachte ich mir, jetzt ist es soweit, entweder die Achse bricht oder die Musikbox fällt herunter. Gottseidank behielt ich unrecht und wir konnten unsere Reise mit lautester Musik und bester Laune fortsetzen. Aus den Fenstern wurden kleine Flyer geschmissen, beziehungsweise vorbeigehenden Leuten direkt in die Hand gedrückt. Es wurde ein großes Fest für die Kinder und Jugendlichen angekündigt und die einfachste Form das hier zu tun, ist es anscheinend, durch den Ort zu fahren und zu flyern, nichts da mit Facebook-Veranstaltung erstellen. Das Promoten war ein außerordentlich schönes Erlebniss und es war auch das erste Mal, dass wir Ebolowa so richtig gesehen haben und uns ein Bild davon machen konnten.

Die ersten zwei Wochen, die Zeit vor Schulbeginn, war als Eingewöhnungszeit geplant, in der Xaver und ich noch nicht viel "wirkliche" Arbeit leisten, sondern auch viel Zeit für uns haben sollten um alles zu verarbeiten. Anfang zweiter Woche war diese Illusion aber ziemlich schnell verschwunden. Ich konnte es allerdings sowieso kaum mehr erwarten meine Arbeit hier zu starten. Als Vorbereitung auf das nahende Eintreffen der Internatsschüler wurde das ganze Projekt auf Vordermann gebracht, davon habe ich jedoch eh schon in einem vorigen Blogpost erzählt. Als die Internatsschüler eintrafen verstanden wir uns eigentlich auf Anhieb gut und mittlerweile habe ich schon viele gute Freunde unter ihnen gefunden.

Das Unterrichten macht mir sehr viel Spaß und ich konnte in den letzten Wochen sehr viel Selbstvertrauen aufbauen, sowohl als Lehrperson an sich, als auch mit der Sprache. Ich kenne meine Schüler mittlerweile fast alle sehr gut und wir pflegen teilweise auch Freundschaften außerhalb des Unterrichts. Das ist einer der Vorteile, dass ich zwar ein vollwertiger Lehrer hier im Projekt bin, andererseits aber trotzdem noch in einem ähnlichen Alter wie meine Schüler. Außerdem, habe ich ihnen am Anfang des Jahres mittgeteilt, dass ich selbst gerade erst aus der Schule gekommen bin und mich dementsprechend nicht als strenge Respektsperson verhalten will. Alles in Allem und trotz der anfänglichen Sorgen, läuft das Ganze in eine sehr gute Richtung.

Dreimal in der Woche, Mittwoch, Samstag und Sonntag wird auch das sogenannte Jugendzentrum veranstaltet. Das Projektgelände, mit allen Sportplätzen und anderen Einrichtungen ist an diesen Tagen für alle Kinder und Jugendlichen offen und es herrscht reges Treiben bei vielen unterschiedlichen Aktivitäten. Immer ist mindestens ein Fußballmatch im Gange, es wird Basketball und Volleyball gespielt, Musik gemacht, getanzt oder auch einfach nur miteinander geredet. Vor kurzem wurde uns aber relativ überraschend mittgeteilt, dass bis jetzt noch garkein "richtiges" Jugendzentrum begonnen hat. Dieses wurde gestern offiziell mit einem großen Fest eröffnet, darüber werde ich aber in einem seperaten Blog-Eintrag berichten. Viel wird sich jedoch nicht ändern, zusätzliches zum bisherigen Programm gibt es aber jetzt fixe Kurse/Aktivitäten die man besuchen kann. Beispielsweise Karate, Tanzen, Singen aber auch Nachhilfe in verschiedenen Fächern. Gemeinsam mit einem Animateur von hier habe ich mir vorgenommen, dass wir eine Theatergruppe gründen und dann einmal in der Woche mit den Jugendlichen und Kindern üben, einstudieren und spielen. Bei diversen Veranstaltungen könnten wir dann unsere Stücke vorspielen, ich freue mich schon richtig damit zu beginnen!

Ebenfalls erwähnenswert ist das Eintreffen der Pränovizen im Projekt. Kurze Erklärung: Pränovizen sind junge Erwachsene, welche in den Orden der Salesianer eintreten wollen und aus diesem Grund in Don Bosco Projekten mitarbeiten um das Ordensleben zu erfahren und ihren Entschluss entweder zu verwerfen oder ihn zu festigen. Insgesamt sind 10 Pränovizen im Projekt, alle zwischen 19 und 25 Jahren, und für Xaver und mich sind sie eine echte Bereicherung, da ein bisschen Kontakt mit Gleichaltrigen sehr angenehm ist. (außerdem helfen sie beim Abwaschen ;))

Leider war ich diese Woche das erste Mal krank und bin viel im Bett gelegen und habe gelesen oder geschlafen. Trotz des Moskitonetztes und dem mehrmaligen Einsprühen mit Insektenschutz jeden Tag wurde ich anscheinend von einer Malaria-Mücke gestochen. Letzte Woche Freitag, bevor die Krankheit so richtig ausgebrochen ist war ich aber schon im Spital und habe die notwendigen Medikamente bekommen. Für drei Tage musste ich zweimal täglich in die Klinik um eine Infusion zu bekommen, mittlerweile gehts mir aber schon wieder besser und heute nehme ich auch endlich das letzte Antibiotikum. Das Positive daran ist, dass mir ein bisschen die Angst vor Malaria genommen wurde, die Menschen von hier haben das alle ganz locker genommen und eine angenehme Ruhe ausgestrahlt. Ohne Probleme bekam ich alle Medikamente und musste mich nur noch ausruhen und erholen. Ich freue mich auf nächste Woche und bin schon froh mal wieder ein bisschen aus dem Zimmer zu kommen!

wir uns verzweifelt an, ließen uns aber, zumindest nach Außen hin, nichts anmerken. Nach einer zweiten Ladung von ähnlicher Art merkten wir, dass wir uns etwas überlegen müssen um die süße Nachspeise doch noch zu einem guten Ende zu führen.
Plötzlich kam uns die rettende Idee, warum lassen wir die Palatschinken nicht einfach Palatschinken sein, und schwenken um auf Kaiserschmarrn, der ist ja sowieso viel typischer für Österreich und lässt sich auch hervorragend mit der Marmelade genießen. Nach ein bisschen Ausprobieren bekamen wir diesen dann auch hervorragend hin und wir waren sehr erleichtert als wir ihn anrichten konnten. In höchsten Tönen haben wir ihn angepriesen und konnten den gerade noch erlebten Stress gut verbergen. Und spätestens nach dem ersten Bissen und dem ersten Schluck Bier haben sogar Xaver und ich den Kaiserschmarrn genießen können und waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es wurde ein sehr schöner, ausgelassener Abend und wir haben das Essen alle sehr genossen. Das hier noch niemand Kaiserschmarrn gegessen hat, hat uns ziemlich sicher auch in die Hände gespielt. Aber obwohl es nicht der beste Kaiserschmarrn war den ich je probiert habe, war es doch ein ganz besonderer.

© 2019 Sebastian Suer
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